Kegelschnecken - Indianer im Korallenriff
Text: Andre´ LUTY (Irbersdorf)
Wer an indopazifischen Stränden schon einmal Schnecken gesammelt hat, weiß vielleicht gar nicht, in welche Gefahr er sich gebracht hat. Unter Umständen hätte er regelrecht "erschossen" werden können.

Kegelschnecken der Familie Conidae gehören zu den besten Jägern unter den Molluscen. Sie haben sich da allerhand einfallen lassen. Die bei allen Schnecken typischen Raspelzähne haben sie zu injektionsnadelartigen Giftpfeilen umfunktioniert. Einer dieser Pfeile liegt im Schlund immer funktionsbereit. Alle anderen befinden sich in einer Radulartasche in Reserve. Trotz ihrer Langsamkeit sind diese Tiere aktive Jäger. Je nach Art sind sie auf andere Schnecken, Würmer, ja sogar auf Fische spezialisiert. Die Beute wird dabei mit einem sensiblen Geruchsorgan am vorderen Sipho geortet, angeschlichen und wenn die Entfernung stimmt, wird der bereitliegende Pfeil durch Muskelkontraktion des Schlundes zielgerecht abgeschossen. Ein äußerst wirksames Gift tötet die Beute in Sekunden, damit sie von der Schnecke dann seelenruhig verschlungen werden kann. Das Geruchsorgan der Schnecke ist so sensibel, daß das Tier, sobald es in ein Aquarium gesetzt wird, mit Suchverhalten reagiert, wenn vorher Fische darin schwammen.

Der Mensch ist bei der Muschelsuche deshalb gefährdet, da die sehr schönen Gehäuse z.T. sehr beliebte und oft auch teure Sammlerobjekte sind. Die Gehäuse der Conus gloriamaris wechseln auf Sammlerbörsen schon mal für fünfstellige Beträge die Besitzer. Aber der Sammler am Strand erkennt oft nicht, daß das Tier noch lebt. Schnell ist ein Gehäuse in die Hosentasche gesteckt und plötzlich fühlt man einen stechenden Schmerz. Für den Menschen sind aber nur die Fischjäger gefährlich, da ihre Giftmischung auf Wirbeltiere speziell zugeschnitten ist. Hierzu zählen Conus stercusmuscarum, Conus circumcisus, Conus striatus und Conus geographus. Eine 8 cm lange Conus geographus (Endlänge 15 cm) kann immerhin Fische von 14 cm Länge überwältigen und verschlingen. Diese Art wird für ca. 30 Todesfälle beim Menschen verantwortlich gemacht. Conus pennaceus, Conus marmoreus, Conus canonicus, Conus omaria und Conus pertusus fressen bevorzugt Schnecken. Conus arenatus jagt Borstenwürmer. Conus eburnus frißt gleichfalls bevorzugt Borstenwürmer, wurde aber schon beim Angriff auf Fische beobachtet. Conus bullatus und Conus aulicus fressen Schnecken und Fische. Conus quercinus frißt speziell Eichelwürmer. Die wahrscheinlich schönste Art Conus textile - eine Art, die auch im Flachwasser des Roten Meeres vorkommt - hat nachweißlich den Tod einiger Menschen auf dem Gewissen. Zu dieser Art gibt es aber verschiedene Aussagen zur Nahrung. Die einen Autoren beschreiben sie als Fischfresser, andere behaupten es seien Schneckenfresser, die auch vor anderen Conus-Arten nicht halt machen. Da es jedoch mehrere ähnlich gefärbte Conus-Arten gibt, können auch Verwechslungen vorgekommen sein.

Im Aquarium sind diese Schnecken nur selten zu finden. Gezielt importiert werden sie nicht. In kleinen Artbecken müßte aber eine Pflege relativ problemlos sein, wenn der Pfleger sich der Gefahr bewußt ist und das notwendige Futter bereitstellen kann.

Toxin-Coctail

Das Gift der Kegelschnecken ist eine Mischung aus über 50 Toxinen und damit eines der wirksamsten Gifte überhaupt. Die Toxine sind Proteine (Eiweiße) aus nur 13 - 29 Aminosäuren und somit ist eine rasche Verteilung im Beutekörper gewährleistet. Eines der charakteristischen Toxine ist Omega-Conotoxin. Es bestehet aus 27 Aminosäuren und blockiert an den Synapsen von Muskel- und Nervenzellen die Freisetzung des Transmitterstoffes Acetylcholin, der die Übertragung des Nervenimpulses auf die Muskelzellen bewirkt. Auch andere Komponenten behindern allesamt die neuromuskulären Vorgänge. Dadurch werden innerhalb von Sekunden lebenswichtige Funktionen gestört. Das Opfer stirbt bevor es fliehen kann. Im Meer kann es sich die Schnecke nicht leisten erst aufwendig die "angeschossene" Beute zu suchen. Sie muß an Ort und Stelle verenden, da die tote Schnecke sonst schnell von anderen Jägern und Aasfressern gefunden wird.

Symptome beim Menschen

Taubheitsgefühl um die Einstichstelle, Mattheit, unkoordinierte Bewegungen, Seh- und Sprachstörungen, Bewußtlosigkeit, Tod durch Atemlähmung

Erste Hilfe

1. Betroffene Stelle mit Elastikbinde verbinden, ruhig stellen

2. Opfer nie allein lassen

3. Sofort Artzt aufsuchen
 


Telefonnummer für den Notfall (auch bei anderen Giftunfällen mit Meerestieren)

DAN (Divers Alert Network) Europe Emergencies +41-1-383-1111