![]() Wer sich den Fisch genau betrachtet, wird es sehen: Pünktchen! Die Geißel des Meerwasseraquarianers oder übertriebene Sorge. Manches Mal ist es schwierig, das Richtige zu tun! |
Groß ist das Entsetzen, wenn der für viel Geld gekaufte Fisch am dritten oder vierten Tag weiße, Stecknadelkopf große Punkte zeigt, die über Körper und Flossen verteilt sind und sich manches Mal auch auf den Augen ausbreiten. Guter Rat ist teuer und ein hilfreicher Ratschlag - meist ist Wochenende (das ist immer so - ich spreche hier aus Erfahrung) – in weiter Ferne. Das Gejammer ist groß. Dabei gibt es einige wenige Verhaltensmaßregeln, die eine erfolgreiche Behandlung dieser vermeintlichen Krankheit in vielen Fällen erreichbar werden läßt.
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Auf gelb gefärbten Fischen sind die weißen Punkte nur
schwer zu erkennen. Hier hilft es, die transparente
Schwanzflosse im Gegenlicht zu betrachten.Wer macht unseren Fischen das Leben schwer?
Zunächst müssen wir etwas über den Erreger wissen. Es handelt sich dabei in vielen Fällen um den Schwächeparasiten Cryptocarion irritans, der sich durch weiße stecknadelkopfgroße Punkte äußert. Dabei kann das Phänomen beobachtet werden, daß gegen Abend eine Zunahme der Anzahl der weißen Punkte auszumachen ist (man zählt die Punkte nämlich stündlich); gegen Morgen des folgenden Tages aber sind es wesentlich weniger Punkte geworden, oder - es sind sogar keine Pünktchen mehr sichtbar. Die Ursache dafür ist mir nicht bekannt, wird aber sicherlich durch den abnehmenden Vitalitätszustand des Fisches im Laufe des Tages beeinflußt (ich denke hier an eine Art Erkältung, bei der wir uns gegen Abend auch schlechter fühlen als morgens; Ursache ist hier unter anderem die Ausschüttung des körpereigenen Hormons Cortison).
Was ist zu tun?
Zunächst einmal RUHE bewahren und nicht kopflos Medikamente einsetzen, was generell im Riffaquarium verboten ist und im Fischaquarium ebenfalls nicht praktiziert werden sollte (Medikamente destabilisieren das biolgosiche Gleichgewicht unseres Aquariums)
Ist der Gemütszustand des Aquarianers wieder stabilisiert, sollte eine Analyse erfolgen, wodurch die Erkrankung zum Ausbruch gekommen sein könnte.
Die vornehmlich Ursache für den Ausbruch von Cryptocarion findet sich in Streß. Dies kann beispielsweise durch- Transport
- Neue Umgebung
- Bedrängung durch anderes Aquarienbewohner
- Anderes Aquarienwasser
(die Liste ist nicht vollständig)ausgelöst werden. Gerade bei neu zugesetzten Fischen fällt auf, daß diese nach dem 3. bzw. 4. Tag nach Einsatz Pünktchen ausbilden. Da Schwächeparasiten latent auf der Fischhaut zu finden sind, läßt sich der Ausbruch ohnehin nicht verhindern.
Ist der Fisch nicht vorgeschädigt oder reagiert auf schlechte Umwelteinflüße im Aquarium, wird der Befall in aller Regel ohne zutun nach zwei bis drei Wochen verschwunden sein. Dies ist in etwa der Zeitraum, in dem sich die Schleimhaut regeneriert hat (mutmaße ich mal) und die körperliche Verfassung des Fisches zur normalen Vitalität zurückgefunden hat.
Eine Ansteckung der anderen Aquarienbewohner kann in aller Regel ausgeschlossen werden, sofern diese nicht durch den Neuzusatz gestreßt werden.
Wichtig ist es, in dieser Zeit den Fisch ausgiebig zu füttern und das Futter/Wasser (Seewasserfische trinken!) mit Vitaminpräparaten zu versetzen. Dies steigert die Abwehrkräfte und fördert die Erholungsphase.
Prophylaktische Maßnahmen
Durch die Tatsache, daß „Niedere Tiere“ auf die Wirksubstanzen in Medikamenten mit dem Tod reagieren, ist es natürlich schwierig eine ausbrechende Fischkrankheit zu behandeln. Deshalb hat es sich im Riffaquarium bewährt, vorbeugende Maßnahmen zu treffen, die helfen, Krankheiten einzudämmen oder gar nicht erst ausbrechen zu lassen.
Bewährt hat sich hier vor allem der dauerhafte Einsatz einer guten und ausreichend dimmensionierten UV-Lampe. UV-Licht im Bereich von rund 250 nm schädigt Bakterien und freischwimmende Erregerstadien beträchtlich und sorgt dafür, daß das Wasser keimarm gehalten wird. Es ist interessant zu wissen, daß viele Primärinfektionen wie beispielsweise Pünktchen nicht den Tod des Fisches bewirken, sondern dies sogenannte Sekundärinfektionen (wie Pilze und Bakterien) anrichten. Die UV-Lampe wirkt dem entgegen.
Es kann auch Ozon eingesetzt werden. Solange es aber nicht möglich ist, Ozon exakt über einen längeren Zeitraum zu regeln, empfehle ich diesen Einsatz nicht.Weiterhin können dem Futter Präparate beigemischt werden, die eine reduzierende Wirkung auf parasitäre Befälle ausüben. Ich meine damit beispielsweise Malachitgrün. Es wird derzeit in Medizinalflocken verarbeitet und auf dem Markt angeboten. Ich habe allerdings gehört, daß die Produktion eingestellt werden soll.
Weitere Möglichkeiten zur „Bekämpfung von Pünktchen“ gibt es nicht oder nur unzureichend, da jeder Medikamenteneinsatz das biologische Gleichgewicht im Riffaquarium stören kann.
Pünktchen ausgelöst durch Umwelteinflüße
Habe ich bislang davon geschrieben, daß es sich bei Cryptocarion um einen Schwächeparasiten handelt, kann es bei einigen Fischen ein richtiges Problem geben, wenn ihre Pflege im Riffaquarium praktiziert wird. Gemeint sind Fische, die auf Stoffe reagieren, die spezifisch im Riffaquarium kontinuierlich ins Wasser sekretiert werden. Salopp formuliert ließe sich von Nesselgiften sprechen. Diese greifen fortwährend die Fischschleimhaut an und sorgen dafür, daß dieser für Infektionen empfänglich bleibt. Das fatale dabei ist, daß diese Mischinfektionen auch andere Fische in Mitleidenschaft ziehen können.
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Auch Gramma loreto reagiert mitunter
empfindlich auf die Nesselgifte
indopazifscher Blumentiere.Es wäre nicht das erste mal, daß ein Weißkehl-Doktorfisch, ein Acanthurus achilles, ein Acanthurus lineatus oder ein Acanthurus nigricans und ein Philippinen-Doktorfisch den gesamten Fischbestand dahin raffen.
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Nicht alle Fische eignen sich vorbehaltlos für
eine Pflege im Riffaquarium. Einige Doktoren
scheinen die Nesselgifte nicht zu vertragen..Genannte Doktorfische sind schon vielfach aufgefallen, daß sie die Nesselgifte diverser Blumentiere nicht vertragen. Auch dies ist ein Punkt der Ursachenforschung, warum ein Fisch erkrankt.
Abschließend möchte ich einige Bücher nennen, die diese Thematik noch vertiefen.
Weitere Fragen, Anregungen und Ergänzungen zu diesem Thema bitte ich direkt an mich zu senden: